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70!

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Pressestimmen zum Geburtstag 

Bild: Geburtstagsfeier Volker Ludwig
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Geburtstagsfeier Volker Ludwig 
© David Baltzer / www.bildbuehne.de
 

Die Welt, 13.06.2007

© Die Welt
 

Berliner Morgenpost, 13.06.2007

© Berliner Morgenpost
 

Das hältste ja im Kopf nicht aus

Dem Intendanten des Berliner Grips-Theaters und Autor des Musicals „Linie 1“, Volker Ludwig, zum 70. Geburtstag

Von Peter Radunski

Mitte der Siebzigerjahre - wir lebten damals in Bonn - gingen meine Frau und ich mit unserem ersten Sohn anlässlich der Berliner Festwochen in Bonn in das Gastspiel eines Kindertheaters namens „Grips“. Gespielt wurde in einem Gemeindehaus auf dem Heiderhof, die Zuschauer bildeten einen Kreis um den Spielraum. Sie nahmen so teil an einem „Fest bei Papadakis“. Mein Sohn wie die anderen Kinder waren begeistert, zu Hause wurde das Fest oft nachgestellt und gefeiert. Noch heute ist „ein Fest für Papadakis“ ein geflügeltes Wort. Natürlich runzelten wir Konservativen unter den Zuschauern bei manchen Szenen die Stirn, empfanden sie aber als diskussionswürdig.

Umso größer war meine Überraschung einige Zeit später bei Berlin-Besuchen: CDU-regierte Bezirke wollten das Grips-Theater wegen seiner politischen Linie von 1975 bis 1981 nicht auftreten lassen. Aus diesem „Kulturkampf“ zog die CDU in Berlin ihre Lehre: Die Auseinandersetzung mit kulturellen Ereignissen in der Stadt sollte nicht staatlich administrativ, sondern geistig argumentativ geführt werden. Das gilt bis heute. Einer der Leidtragenden ist der heutige Intendant des Berliner Ensembles Claus Peymann (ebenfalls ein Siebziger), der es sicher sehr bedauert, wie wenig und selten er die CDU provozieren kann.

In Sachen Gripstheater wurde die CDU von einem Saulus zum Paulus. Es wurde alles daran gesetzt, diese Kinder- und Jugendtheater zu unterstützen und zu fördern. Volker Ludwig muss seine Augen gerieben haben. Manchmal bringt das Leben überraschende Situationen, für die selbst Schriftsteller, Humoristen und Satiriker wie er kaum Worte finden.

Als ich 1996 Kultursenator wurde, gab es im gesamten Abgeordnetenhaus eine starke Lobby für das Grips-Theater. Ähnlich starke Befürwortung habe ich sonst nur erlebt, wenn es um die Philharmoniker ging. Volker Ludwig hatte ganze Arbeit geleistet und mit seiner Kunst überzeugt. Tatsächlich gab es damals schwierige Probleme zu lösen: Die Spielstätte musste gesichert werden, die Förderung war angesichts der Sparmaßnahmen zu knapp, Projekte bedurften einer Sonderförderung. Volker Ludwig war ein geschickter, hartnäckiger aber niemals lauter Vertreter der Interessen seines Hauses. Langsam lernte ich, wie vernetzt er in Berlins Kultur und Politik war. Für das Grips-Theater kein Nachteil - und schon gar nicht für Berlin.

Vielfach preisgekrönt, überall in Deutschland, Europa und vielfach in der Welt bekannt, war das Grips ein starkes Stück Berliner Kultur, auf das der Kultursenator stolz und häufig hinwies. Das 30-jährige Bestehen wurde gefeiert, Preise verteilt und erfolgreich Premieren im Grips-Theater erlebt, immer sehr freundlich und angenehm von Volker Ludwig aufgenommen.

Dem Autor Ludwig verdanke ich zwei wesentliche Eindrücke in meinem Leben: sein Kabarett in den Sechzigerjahren und sein Musical „Linie 1“. Obwohl meine politische Aktivität und mein Denken sich alternativ zur aufkommenden Linken (APO) entwickelten, habe ich seine kabarettistischen Aktivitäten mit großem Interesse und Vergnügen in den Sechzigerjahren zunächst im „Bügelbrett“ und später im Reichskabarett verfolgt. Beide waren inspiriert von Volker Ludwigs Texten und seinem Engagement als Leiter des Reichskabaretts. Mit seinem Kabarett gab er einer Zeit den Ausdruck, die mit einer kulturellen Aufbruchstimmung eine antibürgerliche Kultur entwickeln wollte.

„68“ war nur das Produkt der Entwicklung, die in Berlin die gesamten Sechzigerjahre umfasste. Volker Ludwig war mit seinen Texten eine Stimme dieser Zeit. Sein Kabarett wurde Kult. „Der Guerilla lässt grüßen“ hieß eines seiner Programme und war vielleicht auch das Motto seiner Arbeit dieser Jahre. Volker Ludwig war schon ein bekannter, produktiver Texter des politischen Kabaretts, als er 1966 das Gripstheater gegründet hat. Für mich war der politische Kabarettist Ludwig ein anregender Denkpunkt für mein beginnendes politisches Bewusstsein.

Und die „Linie 1“ wurde ein Musical-Welterfolg aus Berlin, der Stadt der Musical-Muffel. Meine Berliner Sentimentalität und Lebenssicht habe ich in dem Stück wieder gefunden. Volker Ludwig - wie Helmut Kohl in Ludwigshafen geboren (das nur zur Aufmunterung des 70-Jährigen) - blickt in „Linie 1“ tief in die Gefühls- und Denkwelt des Berliners, der ohne ein bisschen politischen Anarchismus nicht auskommen kann und immer voller ideeller Sehnsüchte ist, die er unter Schnoddrigkeit zu verbergen sucht. Wer Berliner verstehen will, sollte sich „Line 1“ ansehen.

Wenn wir heute in Deutschland bemüht sind, das Kinder- und Jugendtheater aufmerksam zu beachten und zu fördern, wenn Kinder und Jugendliche schon in frühen Jahren zur Kultur des Theaters finden können, wenn in der Welt von einem kinder- und jugendnahen gesellschaftskritischen Theatermodell gesprochen wird, dann ist das Volker Ludwig zu verdanken, der es fast zu einer Mission gemacht hat, seine Theaterkonzeption in der gesamten Welt zu verbreiten.

Seine Bühnenarbeiten wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt und in 47 Ländern nachgespielt. Gut 70 Stücke hat er herausgebracht, viele davon allein geschrieben, und viele berühmte Songs stammen aus seiner Feder. „Das hältste ja im Kopf nicht aus“, um mit einem seiner Titel zu sprechen. Wo in Berlin kulturell etwas passiert, wo über Kultur diskutiert wird, ist Volker Ludwig dabei: freundlich, sympathisch, zurückgenommen und sehr präsent.

Der Autor war von 1996 bis 1999 Berliner Kultursenator.
Er ist Senior-Consultant beim Werbeagentur-Network Publicis.

Grips Theater Berlin  
 
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